Biesenmuster

Ein glatt rechts gearbeitetes Strickstück mit schnurgeraden Linien versehen oder versetzte Musterelemente einfügen – das Biesenmuster bietet zahlreiche Möglichkeiten, um beim Stricken zu variieren. Das Prinzip ist einfach: Das Strukturmuster wird durchgängig glatt rechts gestrickt und in bestimmten Abständen treten dreidimensionale Wölbungen, die sogenannten Biesen, markant hervor. Doch das ausdrucksstarke Muster hat auch seine Tücken.

 

Mit dem Biesenmuster besondere Effekte erzielen
Strukturmuster gibt es in schier unzähligen Erscheinungsformen. Vor allem die ausgeprägten Strukturmuster sind derzeit besonders angesagt. Und das abgebildete Biesenmuster ist ganz offensichtlich ein besonders auffälliger Vertreter dieser Mustergattung: Fast imposant richtet es sich auf glatt rechts gestricktem Grund auf.

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Das dreidimensionale Strukturmuster ist vielseitig einsetzbar, denn es eignet sich für Strickarbeiten mit verschiedenen Garnen: Ganz gleich ob flauschig-weich oder etwas fester, mit mehr Stand – das Biesenmuster lässt sich mit vollkommen unterschiedlichen Qualitäten herstellen. Je nachdem, welche Optik gewünscht ist und welchen Zweck das Strickstück erfüllen soll, ist die richtige Auswahl zu treffen.

 

Das abgebildete Musterbeispiel
Für das abgebildete Musterbeispiel wurde ein vierfädiges Sockengarn verwendet; das Foto zeigt die Maschenprobe für einen Pullover. Es wurden wenige Biesen von geringem Umfang gestrickt, denn ein Oberteil wird schließlich häufig gewaschen und soll in einer angemessenen Zeit trocknen.

Da das Gestrick an einer Biese doppelt liegt, trocknen diese Stellen deutlich langsamer als es bei glatt rechts Gestricktem der Fall ist. Aus diesem Grund wurde beim späteren Pullover darauf geachtet, die Anzahl und den Umfang der Biesen niedrig zu halten. Es wurden wenige kleine Biesen in größeren Abständen gearbeitet.

 

Der Garnverbrauch
Wichtig zu wissen ist ebenfalls, dass der Garnverbrauch beim Biesenmuster umso größer ausfällt, je mehr Biesen auf einer bestimmten Fläche entstehen und je größer die Auswölbung einer solchen Biese jeweils ausfällt.

Denn für eine einzige Biese wird über eine beliebige Anzahl an Runden (beziehungsweise Reihen) in die Höhe gestrickt, die dann der Auswölbung zugeschlagen werden. Das bedeutet auch, dass das Strickstück vergleichsweise langsam in die Höhe wächst.

Wer also nicht nur Material, sondern auch Arbeitszeit einsparen möchte, für den gilt: Je weniger Biesenwölbungen auf einer bestimmten Fläche gearbeitet werden und je geringer die Auswölbungen jeweils ausfallen, desto geringer ist fällt auch der Garnverbrauch aus.

Dieses Foto zeigt ein selbst gestricktes Stirnband aus Wolle. Das Stirnabnd hat zwei Farben: Schwarz und Hellblau. Das Stirnband ist im sogenannten Fair-Isle-Strickmuster gestrickt. Das Foto dient zur Visualisierung der kostenlosen Strickanleitung für ein Stirnband im Fair-Isle-Muster.
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Der Musterrapport
Das Biesenmuster hat keinen festgelegten Mustersatz; es kann frei interpretiert werden. Für das Stricken bedeutet das: In der Breite können beliebig viele Maschen angeschlagen werden. Und dasselbe gilt auch für die Höhe: In welchen Abständen eine Biesenwölbung erscheint, und welchen Umfang diese Wölbung hat, ist beliebig veränderbar. Bei der abgebildeten Variante des Biesenmusters liegen zwischen einer Biese je zwölf Reihen und eine Biesenrundung wölbt sich über drei Strickreihen hinweg in die Höhe.

 

Die benötigte Maschenzahl für das Biesenmuster
Für das Biesenmuster muss keine bestimmte Anzahl an Maschen auf die Stricknadeln aufgenommen werden. Dieses Strukturmuster kann mit beliebig vielen Maschen gestrickt werden.

 

Die Strickanleitung für das abgebildete Biesenmuster im Überblick
Für das Biesenmuster wird durchweg glatt rechts gestrickt – also über alle Reihen, beziehungsweise Runden, hinweg. Für eine geschlossene Arbeit in Runden bedeutet das, dass in jeder Runde alle Maschen rechts gestrickt werden; für eine offene Arbeit, bei der sich die Hinreihen mit den Rückreihen abwechseln, werden die Maschen der Hinreihen immer rechts gestrickt und die Maschen der Rückreihen immer links gestrickt.




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Die charakteristischen Auswölbungen, die sogenannten Biesen, werden in der Höhe in bestimmten Abständen hergestellt. Das geschieht wie folgt: Für eine Biese werden auf der linken Seite des Strickstücks, Maschen aus einer der vorherigen Reihen auf eine zusätzliche Stricknadel gehoben. Diese werden als Maschenpaar – Masche für Masche – jeweils mit den vorhandenen, „normalen“ Maschen zusammen abgestrickt. Das geschieht mit der sogenannten Drei-Nadel-Technik.

 

Die Drei-Nadel-Technik
Wie der Name schon sagt, kommt bei der Drei-Nadel-Technik eine zusätzliche Stricknadel zum Einsatz. Mithilfe dieser weiteren Stricknadel werden aus einer gewählten Vorreihe der linken Seite, genau so viele Maschen aufgenommen, wie auf der ursprünglichen Nadel liegen. Liegt die gleiche Maschenanzahl auf der zusätzlichen dritten Nadel wie auf der eigentlichen Stricknadel, werden diese beide Nadeln in die linke Hand genommen. Dabei liegt die eigentliche Stricknadel (Nadel 1) vorn und die zusätzliche Nadel mit den aus einer Vorreihe aufgefassten Maschen (Nadel 2) liegt dahinter.

Nun wird mit der Stricknadel in der rechten Hand je ein Maschenpaar – also eine Masche von Nadel eins und eine Masche von Nadel zwei – jeweils zusammen abgestrickt. Im Anschluss an diesen Vorgang zeigt sich auf der rechten Seite des Strickstücks eine dreidimensional gewölbte Linie, die sogenannte Biese.

Das fortlaufende Abstricken der Maschenpaare fixiert die Biese auf der linken Seite des Strickstücks. Von innen ist eine Biese hohl. An dieser Stelle noch ein allgemeiner Stricktipp: Beim Anfertigen einer Biese entsteht ein Tunnel, durch den ein Band gezogen werden kann, um ein Strickstück an dieser Stelle enger ziehen zu können und es damit dekorativ zu raffen. Diese Technik wird zum Beispiel für ein Strickkleid verwendet, das im Brustbereich körpernah anliegt und im unteren Bereich ausgestellt ist und damit weiter ausfällt.

 

Die Strickanleitung für das abgebildete Biesenmuster in Hin- und Rückreihen
Mit der folgenden Strickanleitung entsteht das Biesenmuster in der Variante, wie sie das Beitragsbild zeigt. Die Angaben zu den Abständen können beim Nachstricken nach Belieben verändert werden.
1. bis 15. Reihe: Über alle Reihen hinweg glatt rechts stricken. Das bedeutet für eine offene Strickarbeit, die in Hin- und Rückreihen gearbeitet wird: In den Hinreihen (also in allen Reihen mit ungerader Nummer) alle Maschen rechts stricken und in den Rückreihen (den geraden Reihennummern) alle Maschen links stricken.

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16. Reihe: Jede Masche der drittletzten Reihe auf eine zusätzliche Stricknadel derselben Nadelstärke hängen und die Maschenpaare der beiden Nadeln (immer eine Masche von der einen Nadel und eine Masche von der anderen Nadel zusammen) links abstricken. Auf der rechten Seite zeigt sich eine Biese.
17. Reihe und alle folgenden Reihen: Die Angaben der ersten bis 16. Reihe stetig wiederholen.

 

Die Strickanleitung für das abgebildete Biesenmuster in Runden
1. bis 15. Runde: Glatt rechts stricken. Das bedeutet für eine Strickarbeit, die in Runden gearbeitet wird, dass in jeder Runde alle Maschen rechts gestrickt werden.




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16. Runde: Jede Masche der drittletzten Reihe auf eine zusätzliche Stricknadel derselben Nadelstärke hängen und die Maschenpaare der beiden Nadeln (immer eine Masche von der einen Nadel und eine Masche von der anderen Nadel zusammen) rechts abstricken. Eine Biese entsteht.
17. Reihe und alle folgenden Runden: Die Angaben der ersten bis 16. Runde stetig wiederholen.

 

Das Planen einer Strickarbeit im Biesenmuser
Das Biesenmuster mit den durchgezogenen Linien (wie abgebildet) kann sowohl für offene Strickarbeiten verwendet werden, die in Hin- und Rückreihen gearbeitet werden, als auch für Rundstrickarbeiten.

Allerdings ist zu bemerken, dass es sich am besten fürs Rundstricken eignet, weil das Strickmuster dann nahtlos gestrickt wird. Der Grund für die Empfehlung, das Biesenmuster für eine offene Arbeit zu verwenden, ist, dass das gleichmäßige Zusammennähen der einzelnen Musterteile einigermaßen schwierig ist. Wie das Beitragsbild zeigt, heben sich die Biesen dreidimensional vom glatt rechts Gestrickten ab.

Und genau diese Stellen, an denen die Enden der Biesen aufeinandertreffen, sind kritische Punkte beim Vernähen. Denn die Biesen des Vorderteils und die des Rückenteils sollten sich an der Naht exakt zusammenfügen. Nur so ergibt sich ein gleichmäßiges Maschenbild.

Es wurden verschiedene Varianten des Zusammennähens ausprobiert und keine davon führte zu einem perfekten Ergebnis. Das beste Resultat wurde mit der Nähvariante erzielt, bei der nicht über die Wölbung genäht wurde, sondern ausschließlich die am Grund liegenden Maschen zusammengenäht wurden. So haben die Wölbungen an der Naht etwas Spiel, was sich im Gesamtbild besser machte, als bei den vollständig vernähten Wölbungen.

Dieses Foto zeigt ein selbst gestricktes Stirnband aus Wolle. Das Stirnabnd hat zwei Farben: Schwarz und Hellblau. Das Stirnband ist im sogenannten Fair-Isle-Strickmuster gestrickt. Das Foto dient zur Visualisierung der kostenlosen Strickanleitung für ein Stirnband im Fair-Isle-Muster.
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Zu empfehlen war keine der getesteten Nähtechniken. Daher der Rat zum Rundstricken: Beim Stricken in Runden muss nichts zusammengenäht werden, also existiert das Problem gar nicht erst.

 

Das Biesenmuster abwandeln
Soll dennoch ein Pullover mit Vorder- und Rückenteil entstehen, bietet es sich an, von der abgebildeten Linien-Variante des Biesenmusters abzuweichen und das Muster abzuwandeln. Und zwar in der Art und Weise, dass die langen, durchgezogenen Linien unterbrochen werden.

Denn ebenso schön wirkt das Muster, wenn die Linien nicht über die gesamte Breite des Strickstücks verlaufen, sondern sich in regelmäßigen Abständen einzelne kurze Linien zeigen, die zum Beispiel in der Höhe versetzt angeordnet werden können.

Eine Beispielreihe für das unterbrochene Biesenmuster sehe dann so aus: Eine Randmasche * fünf Maschen rechts, drei Biesenmaschen, fünf Maschen rechts, drei Biesenmaschen, fünf Maschen rechts * eine Randmasche.

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Damit liegen die Wölbungen nicht an den Seiten des Strickstücks. Werden etwa bei einem Pullover das Vorderteil und das Rückenteil zusammengenäht, treffen an der Naht ausschließlich glatt rechts gestrickte Maschen von Vorder- und Rückenteil aufeinander. Diese lassen sich nehezu unsichtbar im Matrazenstich zusammennähen.

Anschließend wird – wie beim durchgezogenen Biesenmuster auch – über einige Reihen hinweg glatt rechts in die Höhe gearbeitet. Die nächste Biesenreihe könnte dann zum Beispiel nach acht Reihen gestrickt werden. Um den Versatz herzustellen, würde dann wie folgt gestrickt: Eine Randmasche, eine Masche rechts * drei Biesenmaschen, fünf Maschen rechts, drei Biesenmaschen, fünf Maschen rechts, drei Biesenmaschen * eine Masche rechts * eine Randmasche.

Foto und Text: Christiane Mester

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Kommentare

  1. Im Netz nach „Biesen stricken“ gesucht und hier gelandet. Die Erklärung ist auch für mich als Semi-Fortgeschrittene super und leicht verständlich. Danke dafür! Werde ich demnächst bei Sockenbündchen/Abschluss versuchen (ich bin abonniert auf toe up 🙂 ).

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